Naturschutzgroßprojekt "Lenzener Elbtalaue"
Eine Auenlandschaft kehrt zurück
Direkt vor den Toren der Stadt Lenzen liegt das deutschlandweit bedeutsame Modellprojekt „Lenzener Elbtalaue“. Hier hat die Elbe in den letzten Jahren 420 Hektar Überschwemmungsraum zurückbekommen. Dort, wo bis vor wenigen Jahren ehemalige Auenflächen durch den Deichbau vom Fluss abgeschnitten waren und intensiv landwirtschaftlich genutzt wurden, kann sich nun eine naturnahe Auenlandschaft entwickeln. Dazu wurde zunächst ein 6 km langer neuer Deich errichtet, der bis zu 1,3 km weit vom Fluss entfernt ist. Anschließend wurde der alte, sehr nah am Fluss gelegene Deich an 6 Stellen auf ca. 200 bis 500 m abgetragen. Im Hochwasserfall kann das Wasser durch diese "Deichschlitze" in den neu gewonnenen Überflutungsraum eintreten.
Eindeichungen, Ausbau der Flüsse für die Schifffahrt, Rodungen und anschließende landwirtschaftliche Nutzung führten in den letzten Jahrhunderten zum großflächigen Verlust von Überschwemmungsflächen und v.a. dem Verschwinden von Auwäldern aus den Flussauen. Auch an der Elbe sind heute nicht einmal mehr 20% der ursprünglichen Überschwemmungsflächen erhalten. Im Projektgebiet zählte einst der Auwald „Lenzener Kuhblaencke“ zum besonders wertvollen Besitz der Stadt Lenzen. Doch auch dieser Bestand fiel im 18. Jahrhundert Rodungen zum Opfer.
Um einen Beitrag zum Schutz und zur Wiederherstellung dieses europaweit bedrohten Lebensraumes mit seiner hohen Artenvielfalt zu leisten, wurden im Naturschutzgroßprojekt auf fast 200 ha Auwälder wieder begründet. Auf anderen Flächen entsteht eine halboffene Weidelandschaft mit parkartigem Charakter. Als Landschaftspfleger werden hier Wildpferde der Rasse „Liebenthaler Wildlinge“ eingesetzt. An verschiedenen Stellen im Projektgebiet wurden Gewässer mit unterschiedlicher Tiefe angelegt, die das auentypische Lebensraummosaik vervollständigen.
Mit dem Naturschutzgroßprojekt „Lenzener Elbtalaue“ hat aber nicht nur der Naturschutz, sondern auch der Hochwasserschutz gewonnen: Denn durch die Rückverlegung des Deiches wurde zusätzlicher Überflutungsraum geschaffen, so dass extreme Hochwasserereignisse im Raum Lenzen entschärft werden.
Besonders eindrucksvoll zeigte sich die Wirkung der Deichrückverlegung beim Extremhochwasser 2013: Während der Hochwasserscheitel im Elbabschnitt zwischen Wittenberge und Boizenburg zwischen 50 und 80 cm höher ausfiel als bei dem vergleichbaren Hochwasser von 2002, waren in Schnackenburg nur Steigerungen von weniger als 30 cm zu verzeichnen. Diese erhebliche Entlastungswirkung flussaufwärts konnte seit Fertigstellung des Projektes in 2010 nun bereits zum zweiten Mal belegt werden.
Für Radwanderer auf dem Elberadweg oder Wanderer auf dem Deich bieten sich darüberhinaus fantastische Einblicke in die neu entstehende Auenlandschaft. Große Teile des Gebietes werden künftig zur Kernzone des Biosphärenreservates, so dass hier keine Eingriffe mehr durch den Menschen stattfinden werden. So lässt sich der Wandel der Auenlandschaft unmittelbar miterleben. Auf Informationstafeln am Weg erfahren Besucher Wissenswertes über das Projekt und Besonderheiten, die vor Ort zu entdecken sind. Vom „Auenblick“ aus, einer Beobachtungsplattform am Rande des Gebietes, bieten sich beeindruckend Einblicke in die neu entstehende Auenwildnis.
Wer das Projektgebiet gern im Rahmen einer Führung kennen lernen möchte, der findet im Besucherzentrum zahlreiche Angebote.
Dieses Projekt wurde gefördert durch:
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